Akam, eine Kunstglasbläserei in Soliman

Veröffentlicht am : 03-01-2018

Besuchen Sie die Glasbläserei AKAM-Verrerie de Carthage. Entdecken Sie, 40 km von Tunis entfernt, eine jahrhundertealte Handwerkskunst im Dienste zeitgenössischen Designs.

In Soliman, zwischen Tunis und Hammamet, entzündete Khaled Azaïez 2013 seinen ersten Hafenofen. Seither ging in diesem zu Ehren der ersten Königin Karthagos Didon getauften Ofen das Feuer nie aus. Es brennt 24 Stunden pro Tag, 365 Tage im Jahr. Seinem glühenden Inneren entsteigen Kunstwerke aus mundgeblasenem Glas von unerhörter Feinheit und mit klaren Linien: Vasen, Karaffen, Schalen … 

Ein handwerkliches Können mit sehr alten Wurzeln. Bereits die Karthager beherrschten die Kunst der Glaspaste und zur Römerzeit stellten Tunesier bereits mundgeblasenes Glas her. Im Hochmittelalter produzierten Glashütten in Kairouan und Mahdia Karaffen, Schalen und Flacons, von denen einige Exemplare heute im Bardomuseum zu bewundern sind. Diese sehr lange Tradition wurde in den 1970 Jahren von den Handwerkern wiederaufgenommen und die Kunst der Glasbläserei in Tunesien zu neuem Leben erweckt. 

Wenn Sie von Tunis Richtung Cap Bon fahren, sollten Sie einen Abstecher in der Glasbläserei „Verrerie de Carthage“ machen: hier können Besucher bei freiem Eintritt den Glasbläsern bei der Arbeit zusehen. Ein anschließender Besuch des Glasladens lohnt sich in jedem Fall: hier werden Glasobjekte von beeindruckender Qualität zu erschwinglichen Preisen angeboten.

Sollten Sie freitags die Glasbläserei besuchen, gibt es neben Glas auch Couscous. Einmal pro Woche versammelt sich das Personal zu einem gemeinsamen Couscous-Essen. „Wir laden alle, die uns an diesem Tag besuchen, gerne ein, das Essen mit uns zu teilen“, erklärt Khaled Azaïez.


Mundgeblasene Weihnachtskugeln made in Tunisia

Die Verrerie de Carthage stellt Gegenstände für die Tischkultur jeder Art, aber auch Einzelstücke her: Fische, Pinguine, Blumen im Stil von Murano. Die Neuerung dieses Jahres sind die mundgeblasenen Weihnachtskugeln.

Diese Produkte werden von manchen Botschaftern, unter anderem dem amerikanischen Botschafter, sehr geschätzt: „Sie lieben diese Artikel, vor allem die aus blauem Glas“, erklärt uns Khaled Azaïez. 

Besuchen Sie die Glashütte und sehen Sie zu wie die Glasmacher mit Hilfe der Glasmacherpfeife, einem langen Rohr, einen Glasklumpen aus dem Ofen nehmen, ein erstes Mal hineinblasen, um dann die Glasfritte und die färbenden Oxide aufzutragen. Zur Färbung des Glases wird mit zwei Schichten gearbeitet, dabei werden die färbenden Oxide aufgetragen und anschließend mit einer zweiten Schicht „versiegelt“, bevor das Glas mundgeblasen in eine bestimmte Form gebracht wird. 

Alles Weitere erfolgt in einem anderen Teil des Ateliers, der Fertigstellung. Dort entfernen der Glasmeister und sein Assistent den oberen Teil des Werkstücks und verleihen ihm sein endgültiges Aussehen. Die verschiedenen Arbeitsschritte werden händisch ausgeführt, dabei muss das Glas regelmäßig erhitzt werden, damit während des gesamten Arbeitsvorgangs eine konstante Temperatur aufrechterhalten bleibt. Zum Abschluss wird das fertige, noch heiße Objekt am Fertigstellungstisch mit einem Stempel versehen. 

Nun muss das Glas noch 24 Stunden in einem Kühlofen aufbewahrt werden, bevor es in den Laden der Glasbläserei gebracht oder an die Käufer, manchmal auch ins Ausland versandt werden kann. 

In der Verrerie de Carthage erfolgt die gesamte Herstellung vor Ort, mit tunesischen Glasbläsern, die vor Ort ausgebildet werden. Khaled Azaïez möchte nun auch Frauen einstellen. „In diesem Sommer hatten wir junge Frauen, Praktikantinnen der Kunsthochschule, bei uns zu Gast, das hat die Atmosphäre in der Werkstatt vollständig verändert, erzählt er. Jene, denen es immer schwer viel, pünktlich zu sein, kamen plötzlich früher und jene, die ihre Arbeitskleidung vernachlässigt hatten, waren plötzlich einwandfrei gekleidet. Und die Glasbläser bemühten sich sehr, ihr Wissen an die jungen Frauen weiterzugeben! Einige von ihnen konnten bereits nach zwei Wochen Glas blasen.“ 

Frauen als Glasbläser, auch das hat in Tunesien bereits eine gewisse Tradition: es war eine Frau, Sadika Keskès, die in den 1970er Jahren das Handwerk der Glasbläserkunst neu entdeckte.



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